Prof. Christian Schmidt über VUCA
VUCA Modell im Führungskontext
Das VUCA-Modell beschreibt die Veränderungen der heutigen Welt. Das Wort VUCA als Kürzel steht für
- volatility (Volatilität)
- uncertainty (Ungewissheit)
- complexity (Komplexität)
- ambiguity (Ambiguität)
Der Begriff VUCA kommt ursprünglich von der US-Army, um nach 1990 die Veränderungen nach dem kalten Krieg zu beschreiben. Als die Sowjetunion kollabierte, war die Feindlage für die USA plötzlich unklar. Der fehlende Zielkorridor führte daher zu tiefgreifenden Veränderungen mit neuen Sicht- und Reaktionsweisen. Heute wird der Begriff hauptsächlich verwendet, um schwierige Marktumfelder zu beschreiben, mit dem sich viele Führungskräfte aktuell konfrontiert sehen. Um in diesem Kontext erfolgreich zu führen, muss man verstehen, wie sich die vier Herausforderungen der VUCA-Welt auf Unternehmen auswirken.
VUCA und das Gesundheitswesen
VUCA hört sich zunächst nach einem bedeutenden Managementbegriff an. Bei genauerem Hinsehen, ist VUCA jedoch Tagesgeschäft im Krankenhaus:
Volatilität
Volatile Tagesstrukturen gehören zum Alltag jedes Krankenhauses. Schwankende Personalressourcen, täglich unterschiedliche Anforderungen und Aufwände durch wechselnde Patienten sind normal.
Unsicherheiten
Unsicherheiten über den Therapieerfolg sind ebenfalls nicht zu vermeiden. Dauerreformen erschweren die wirtschaftliche Planbarkeit ebenso, wie regelmäßige Änderungen der Tarif- und Vergütungssysteme.
Komplexität
Bei der Behandlung von schwer kranken Patienten ist man mit komplexen technischen Systemen und interprofessioneller bzw. interdisziplinärer Arbeit konfrontiert. Das gehört zum Klinikalltag.
Ambiguität
Nicht eindeutig fassbare Diagnose- und Therapieergebnisse sowie unklare Therapieansätze bei komplexen Patienten lassen nicht immer schnelle und einfache Schlussfolgerungen zu. VUCA gehört daher zum Tagesgeschäft eines Krankenhauses. Dennoch muss die Führung in diesem Kontext angepasst werden.
Herausforderungen für Führungskräfte im Krankenhausbetrieb
Was ist die Antwort auf eine neue VUCA-Welt? In einer volatilen Welt ist vor allem eine starke Unternehmensmarke mit klarer Vision (“wo wollen wir hin?”) von Bedeutung. Eine starke Marke und damit verbundene Kompetenz schafft auch eine starke Mitarbeiterbindung und erzeugt eine hohe Anziehungskraft bei Patienten und Zuweisern. Verstehen: Krankenhäuser werden sich zukünftig noch stärker auf den Mitarbeiter als Mensch fokussieren müssen. Der Mitarbeiter muss zukünftig bewusst als interner Kunde und nicht als Erfüllungsgehilfe gesehen werden. Daher bedarf es einer Änderung des Menschenbilds. Führungskräfte müssen daher geeignete Leistungsbedingungen schaffen und als Coach und Mentor für die Beschäftigten auftreten. Komplexität wird durch Agilität, flache Führungsstrukturen, moderne Kommunikationsmittel und moderne Führungsansätze verringert. Der wesentliche Ansatz ist das Management by Objectives (Objectives and Key Results (OKR)). Als Folge werden alte Hierarchien angebaut und über Department-Strukturen kollegiale Führungssysteme etabliert. Diese wiederum schaffen eine breite Ebene von Mitarbeitern mit Schlüsselqualifikationen.
Fazit
Kliniken haben sich schon immer mit Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität beschäftigt. Aktuell sind die Veränderungen und die damit verbundene Unsicherheit jedoch so gravierend, dass es vielerorts notwendig wird, Geschäftsmodelle — vor allem im ambulanten Bereich — anzupassen und neue Wege der Patientenversorgung zu gehen. VUCA bietet hierfür einen einfachen Rahmen und zeigt Handlungsoptionen für aktuelle Herausforderungen in der Unternehmens- und Mitarbeiterführung.
Prof. Dr. Christian Schmidt im Web
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